Demut - ein Wort, das vielleicht etwas verstaubt klingt und nicht gerade im Trend liegt. Man verbindet damit zwar oft positive Eigenschaften, aber gleichzeitig denkt man auch an Verzicht, Anstrengung und fehlendes Selbstbewusstsein. Auf den ersten Blick mag das Thema Demut trocken und langweilig erscheinen. Doch warum gerade die persönliche Auseinandersetzung mit Demut in all ihren Facetten nicht nur positiv auf deine eigene Zufriedenheit und Lebensqualität auswirken kann, sondern auch ein sinnvoller Ansatz für unsere Gesellschaft ist, das möchte ich heute mit dir teilen. Denn Demut ist weit mehr als nur ein alter Begriff - sie kann unsere Perspektive verändern und uns zu einem erfüllten Leben führen.
Demut soll also heute unser Thema sein. Was könnte Demut eigentlich bedeuten? Ist Demut vielleicht das Gegenteil von Mut oder eher von Hochmut, wenn man ältere Begriffe verwenden möchte? In welchem Zusammenhang steht Demut zum Beispiel zur Dankbarkeit? Kann Selbstreflexion hier auch eine relevante Rolle spielen? Wie kann man trotz egoistischer Tendenzen konkret Mehrwert für die eigene Zufriedenheit, im Idealfall Glück und damit Lebensqualität, aus Demut ziehen? Zu guter Letzt, welche Rolle und welchen Einfluss kann das Thema Demut im Kontext gesellschaftlicher Entwicklungen haben? Allein an diesen verschiedenen Fragestellungen können wir bereits erkennen, dass das Thema und der vermeintlich kleine Begriff Demut weit mehr Potenzial bietet, als man auf den ersten Blick vermuten würde. Wir werden in diesem Beitrag sicherlich nicht alles vollständig behandeln können. Aber hoffentlich gelingt es uns, dem Thema näher zu kommen, sodass eigene Schlussfolgerungen und Selbstreflexion möglich werden.
Alleine diese Einstiegsfrage ist besonders wichtig und wird sehr schnell zeigen, wie weitläufig und vielschichtig das Thema Demut ist. Würden wir sie hier umfassend und potenziell abschließend betrachten wollen, wäre alleine diese Frage ein gesonderter Beitrag für sich. Dies sei vorangestellt und auf Basis dessen wollen wir uns dem Thema sukzessive nähern, um ein Grundverständnis zu erhalten.
Wir leben im spannenden Zeitalter des erstmaligen Einsatzes von künstlichen Intelligenzen. Konfrontieren wir hierbei eine davon, konkret ChatGPT 4.0 von OpenAI und diese umfasst einen Großteil von sehr vielen Datenquellen aus dem bisherigen Internet bis fast aktuell, mit der Bitte „Erkläre mir was Demut ist!“, erhalten wir bereits eine erstens für eine KI recht lange, aber zweitens auch inhaltlich sehr vielschichtige Antwort. Probiere es, wenn du Lust hast, einmal selber aus, eine aktuell einfache Möglichkeit dafür, ist zum Beispiel die App von Bing, mit der du direkt chatten kannst. Die Antwort setzt sich zusammen aus Bezügen zu einem zur Religion, zum anderen zur Philosophie sowie eher allgemeingültigen Definitionsansätzen. Die vollständige Antwort hier abzubilden, macht eher weniger Sinn, aber wesentliche Aussagen der KI lauten wie folgt:
„Demut ist eine innere Haltung, die aus dem Bewusstsein der eigenen Grenzen und der Anerkennung eines höheren Ideals oder einer höheren Macht entsteht. Demut bedeutet sich selbst und anderen mit Respekt zu begegnen, ohne Überheblichkeit oder Unterwürfigkeit.“
An anderer Stelle führt ChatGPT weiter aus:
„Demut ist nicht dasselbe wie Demütigung, die eine Erniedrigung oder Verletzung der Würde bedeutet. Demut ist eine freiwillige und positive Einstellung, die nicht auf Angst oder Zwang beruht. Demut ist auch nicht gleichbedeutend mit Schwäche oder Mangel an Selbstwertgefühl. Demut ist eine Stärke, die aus der Erkenntnis der eigenen Fähigkeiten und Grenzen kommt“.
In Bezug auf die vorherige Ausführung und den Aspekt der Anerkennung von "höheren Mächten" halte ich dies für bedenklich und bereits indirekt religiös beeinflusst. Dies mag für viele von uns passen, persönlich finde ich es jedoch nicht ganz angemessen. Ich finde, dass der Begriff höhere Ideale in Verbindung mit Demut mehr Sinn ergibt, insbesondere wenn man ihn mit dem Aspekt des Vorbilds verknüpft. Noch wichtiger und treffender finde ich jedoch die weiteren Erklärungen der KI, insbesondere in Bezug darauf, was Demut nicht bedeutet und wie vielschichtig dieses Thema tatsächlich ist. Durch die Abgrenzung von anderen Begriffen und den dahinterliegenden Zusammenhängen bekommt man ein besseres Verständnis dafür, was Demut sein könnte und wie viel komplexer dieses Thema ist, als es auf den ersten Blick scheint.
Ich habe dann ChatGPT noch aufgefordert folgendes zu beantworten: „Ist Demut das Gegenteil von Hochmut?“ sowie „Steht Demut im Kontext von Mut?“.
Auch hier sind die Antworten der künstlichen Intelligenz durchaus hilfreich und bemerkenswert, wie ich finde. Einige gekürzte und geringfügig von mir modifizierte Zitate aus den Antworten von ChatGPT:
Zuerst zum Bereich Demut und Hochmut:
Die weiteren Auszüge zur Frage Demut und Mut:
Einige weitere Anhaltspunkte ergeben hierbei auch eher volkstümliche Sprüche:
Aus allem Gesagten lässt sich meiner Meinung nach sehr gut erkennen, dass Demut ein äußerst weitreichendes und vielschichtiges Thema ist. Es wird deutlich, dass es tatsächlich schwierig ist, Demut zu definieren, da es keine eindeutige Definition gibt. Des Weiteren wird ersichtlich, dass das Konzept und die Idee von Demut sowohl eine persönliche Komponente mit Aspekten der Selbstreflexion beinhalten kann, die sich auf meine Lebensführung und somit auf meine Lebensqualität auswirken können, als auch eine gesellschaftliche Ebene haben. Auf gesellschaftlicher Ebene stellt sich beispielsweise die Frage, ob eine demütige Haltung überhaupt möglich ist und warum dies sinnvoll sein könnte. Auf persönlicher Ebene könnte man sich zunächst fragen, warum es sinnvoll sein könnte, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen und welche Auswirkungen dies auf die Verbesserung meiner Lebensqualität haben könnte. Damit einher geht die Frage, wie sich die Verbesserung der eigenen Lebensqualität konkret bemerkbar machen könnte. Interessante Aspekte könnten hierbei die Achtsamkeit, das Loslassen oder das Akzeptieren sein, sowie die Fähigkeit zu erlernen, sich selbst nicht zu wichtig zu nehmen, während man gleichzeitig sein Selbstbewusstsein und seine Selbstliebe bewahrt. Dies kann die Kommunikation verbessern und zu gelungenen zwischenmenschlichen Beziehungen beitragen. Es wäre jedoch auch interessant und wichtig zu beleuchten, welche Risiken bestehen könnten. Hierbei ist insbesondere die Frage relevant, ob eine zu demütige Haltung dazu führen könnte, in demütigende Situationen zu geraten.
Genau das ist zunächst meine Überzeugung zu diesem Thema. Meiner Meinung nach gibt es keine ausschließliche, hochtrabend formulierte, wissenschaftlich klare und abschließende Definition von Demut.
Gleichzeitig finde ich es sehr interessant und hilfreich für das einzelne Individuum, da es die Chance bietet, dass jeder von uns, auch du, seine ganz eigene Definition von Demut entwickeln kann. Dies ermöglicht dir, ein weiteres Werkzeug für dein Mindset zu entwickeln. Mit Werkzeug meine ich den Werkzeugkasten, den jeder Mensch bewusst oder unbewusst hat, um seine Lebenssituationen zu bewältigen und eine gute Lebensqualität zu erreichen. Dieser Werkzeugkasten besteht zum Beispiel aus erlernten Verhaltensmustern aus der eigenen Sozialisation, wie der unmittelbaren Erziehung in der Kindheit, gewonnenen Lebenserfahrungen aus beruflichen und privaten Interaktionen mit anderen Menschen, aber auch aus neu erworbenen Fähigkeiten durch bewusste Neugier, Veränderungs- und Fortbildungsbereitschaft, und zwar nicht nur theoretisch, sondern auch in der alltäglichen Praxis.
Aufgrund der Weitläufigkeit und Vielschichtigkeit des Themas Demut sowie seiner Verbindung zu Werten und vielen Aspekten des individuellen menschlichen Lebens und gesellschaftlichen Entwicklungen, möchte ich mir nicht anmaßen, eine abschließende begriffliche Definition von Demut zu haben. Stattdessen begrüße ich es persönlich, dass die Beschäftigung mit dem Thema Demut es mir ermöglicht, eine besondere Form der Selbstreflexion durchzuführen, die meine Interaktionen mit meiner Umwelt und deren Folgen betrifft. Ebenso bin ich gezwungen, wenn ich mich ernsthaft mit dem Thema auseinandersetze, meine bisherigen Handlungsweisen, basierend auf meinen eigenen Lebenserfahrungen und Wertvorstellungen sowie den gesellschaftlichen Vorgaben, die oft von Vorurteilen geprägt sind, zu hinterfragen. Allein diese Denkweise und Notwendigkeit zur Reflexion führt unmittelbar zu Veränderungen in mir und meinem Denken und zur Umsetzung veränderter Kommunikations-, Denk- und Handlungsweisen. Darüber hinaus hat dies das Potenzial, auch gesellschaftliche Entwicklungen anzustoßen. Das ist vor allem spannend und macht neugierig.
Viele Menschen, insbesondere ältere Generationen, verbinden mit dem Begriff Demut anfangs Unterwürfigkeit, Aspekte von blindem Gehorsam oder den falschen Kontext der Demütigung. Ich sehe das ganz klar nicht so.
Jörg Müller erläutert in seinem Werk „Wesen der Demut“: „Wer glaubt, demütig zu sein, ist es schon nicht... Denn der wahrhaft Demütige hält sich immer noch für zu stolz und zu eitel“.
Ja, vermutlich ist da irgendwie etwas dran. Zeitgleich wäre dies jedoch extrem entmutigend. Denn letztendlich ist es schon so, dass wir alleine aufgrund der erforderlichen Selbstliebe und auch dem Bedürfnis nach einem funktional guten Selbstbewusstsein und Selbstsicherheit in gewissem Maße auf Eitelkeit, Narzissmus und auch Verdrängung angewiesen sind. Ebenso liegt neben Zusammenhalt auch individueller Egoismus als ein wesentlicher Motivator in der Natur des Menschen, was durchaus auch viele berechtigte und positive Aspekte beinhaltet, wenn auch umgekehrt viele Risiken.
Aus einem Caritas Brief oder Essay habe ich an einer Stelle entnommen, dass die Theologin Petra Bahr definiert: „Demut… ist die Haltung, die Macht und faktische Überlegenheit in Verantwortung verwandelt“. Lasse ich mal so stehen und ebenfalls ein sehr interessanter Ansatz.
Einer im Internet einsehbaren Masterarbeit von Joana Wensing zur Thematik von nachhaltigem Management, habe ich folgende Zeilen entnommen:
„Das englische Wort für Demut „humility“ stammt aus dem Lateinischen „humilitas“, das übersetzt „Kleinheit“ und „Unterwürfigkeit“ bedeutet. Dies lässt bereits erkennen, dass Demut eine relativistische Sichtweise des Selbst in Bezug auf andere und die Welt beinhaltet. WRIGHT & NADELHOFFER (2015) definieren Demut als einen geringen Selbstfokus und einen starken Fokus auf andere Menschen. Demütige Personen stellen damit das Wohlbefinden anderer vor das eigene Wohlbefinden.“
Für mich persönlich hat Demut vor allem folgende Aspekte und Auswirkungen:
Wie gesagt, dies sind auszugsweise meine ganz persönlichen Gedanken zur Thematik Demut, die ich durchaus, aber selbstverständlich nicht tagtäglich, punktuell hinterfrage, verändere, ergänze oder auch aufgrund neuer gewonnener Erfahrungen modifiziere oder sogar teilweise wieder streiche.
Müsste ich es zwingend gewollt auf einen Satz reduzieren, kann ich tatsächlich der von der künstlichen Intelligenz gefundenen Teildefinition, mit „Demut bedeutet sich selbst und anderen mit Respekt zu begegnen, ohne Überheblichkeit oder Unterwürfigkeit“, recht viel abgewinnen.
Ein großes Potenzial sehe ich darin, zumindest teilweise die Fähigkeit zu erlangen, positiver und dankbarer zu denken. Dadurch könnte ich weniger streng mit mir selbst sein und besser erkennen, was ich bereits erreicht habe und mich selbst wertschätzen. Dies würde es mir ermöglichen, in meinem eigenen Empfinden mehr Zufriedenheit zu erlangen, was wiederum das Potenzial birgt, Glücksmomente zu schaffen. Glücksgefühle sind oft flüchtig. Durch eine Relativierung könnte ich Situationen und zwischenmenschliche Interaktionen erleichtern und das Leben mehr genießen.
Ja, das ist noch abstrakt, aber nehmen wir mal einfache Lebensbeispiele:
Zuerst ein persönliches Beispiel:
Ich habe zum Beispiel in Summe mehr als 35 Jahre Handballsport als Spieler wie Trainer gelebt. Ergebnis ist unter anderem, dass durch den körperlichen Verschleiß, gekoppelt mit dem Altern, meine Knochen wie man so schön sagt „morsch sind“. Da rein körperlich betrachtet, ich den Absprung zu spät, eher zwangsweise vollführt habe, zahle ich nun einen Preis. Dieser liegt darin, dass gewisse, teilweise chronische und schmerzhafte Probleme vorliegen, mit Einbußen auf meine Lebensqualität. „Es geht halt nicht mehr alles, so wie früher!“. Da ich stets ein Mannschaftssportler war und zeitgleich nun nicht mehr die Sportarten betreiben kann die ich favorisiere, führt dies aufgrund mangelnder Selbstdisziplin dazu, dass ich ganz anders als früher tendenziell unsportlich geworden bin, kaum noch Kondition habe und mein äußerliches Bild sich durch Gewichtszunahme verändert hat. Ich auf gut deutsch gesagt, mich ein stückweit hängen gelassen habe, „den Arsch in dieser Hinsicht nicht hochbekomme“. Auch im Alltag kann dies punktuell dazu führen, dass ich in Summe der Dinge an vorrangig physische, nachgelagert betrachtet und als Folge bedingt, auch psychische Grenzen stoße. Dies kann zum Beispiel der Umstand sein, dass ich in Bezug auf die Instandhaltung von Haus und Hof, nicht mehr ein früher gewohntes Pensum ohne Weiteres erreichen kann. Ich denke wir haben jetzt ein Bild und dies könnten wir weiter ausgestalten, noch mehr erläutern, ist aber gar nicht erforderlich.
Was sind nun mögliche Denkweisen und Folgen:
Ich könnte durchgehend mich selbst bemitleiden. Ich könnte mit mir, der Situation und dem Leben hadern. Fragen wiederkehrend stellen: Warum habe ich nicht früher aufgehört? Warum muss mir das passieren? Was kann ich jetzt unternehmen, um das rückgängig zu machen? Gemäß meiner eigenen Eitelkeit zwinge ich mich auf unterschiedlichsten Wegen an meiner körperlichen Konstitution und Erscheinungsbild zu arbeiten, um auch nach außen rein körperlich im Erscheinungsbild eine andere Wirkung zu erzielen. Mich darüber aufregen, dass ich was zum Beispiel erforderliche Energie angeht eine umfängliche Instandsetzung oder Renovierung im Haus nicht selber durchführen zu können und entsprechend hohe Kosten zu haben, die durch professionelle Handwerker in Folge vorliegen. Mich darüber ärgern, dass ich immer öfter in bestimmten Situation darüber nachdenken muss, packst du das körperlich in Summe und manchmal deshalb auch sagen muss, mache ich nicht. Und vieles mehr.
Der gegenteilige Ansatz unter dem Gesichtspunkt Demut wäre an dieser Stelle zu versuchen durch faire und zielgerichtete Selbstreflexion und anderer Bewertung der Dinge zu anderen Sichtweisen und Ergebnissen zu kommen. Dies kann beispielhaft wie folgt aussehen: Ich freue mich darüber, dass ich die Chance hatte 35 Jahre einen tollen Mannschaftssport ausgeübt zu haben, dadurch viele tolle sportliche Erfahrungen im Team und ebenso, nennen wir es mal vereinstechnisch kulturelle Erlebnisse gehabt zu haben. Ich dabei Freunde und zwischenmenschliche Interaktionen fürs Leben gewonnen habe, was für sich ein extremer hoher Wert ist. Und ja, ich habe dafür entschieden, dies hatte und hat nun einen Preis, aber der ist okay. Und ja mir geht es doch im Kern gut. Früher konnte ich durch körperliche Fitness auch handwerklich deutlich mehr selber machen. Dies geht nun nicht mehr. Durch fortgeschrittenes Alter, gewisses berufliches Standing und Vermögensbildung, ist aber die Bezahlung der natürlich gefühlt viel zu teuren Handwerkerrechnung zwar nervig, aber hey, es wird erledigt und am Ende des Tages, eventuell auch mit etwas temporären Konsumverzicht in gewisser Dosis, was auch mal gut ist, kann ich es mir doch leisten. Und ja das körperliche Erscheinungsbild passt vielleicht nicht mehr meinen ursprünglichen eigenen Ansprüchen, aber bleib fair zu Dir selbst und lerne so umso mehr zu wertschätzen, dass Menschen die vor allem aufgrund deines Wesens als Mensch so nehmen und sogar lieben wie du bist. Durch diese Denkweisen können zeitgleich entstehen: Loslassen zumindest teilweise können, was eine Entlastung ist, fair zu sich selbst zu bleiben und zeitgleich nicht nur im Zentrum zu sehen, Dankbarkeit für Gewesenes und Erreichtes und daraus resultierende Neuausrichtung für die Zukunft.
Ich nenne Dir ein zweites durchaus partiell ebenso persönliches Beispiel, was zeitgleich ein gesellschaftlich nach wie vor kontrovers diskutiertes Thema ist:
Die Covid-Pandemie. Ich war von Anfang an Risikoperson, aufgrund diverser persönlicher Umstände. Frühzeitige Impfungen, Folgeimpfungen, in Summe aktuell fünf. Zwei durchlebte Corona Infektionen mit suboptimalen Verlauf. Unmittelbar post- und teilweise Long Covid Folgewirkungen. Jetzt kommt das gesamte denkbare Paket: Warum haben andere die nicht geimpft sind, Krankheitsverläufe ohne Symptome und ohne Folgeprobleme? Warum andere die geimpft sind identische gute Erfahrungen gemacht. Haben die Impfgegner recht? War meine Entscheidung falsch oder wäre es umgekehrt eventuell noch schlimmer gewesen? Warum ich? Wird alles wieder so wie vorher, behalte ich dauerhaft Schäden? Auch hier höre ich jetzt auf, weil reicht zur Einordnung als Beispiel.
Ein demütiger Ansatz könnte hierbei sein: Was willst du Vogel eigentlich? Sei dankbar, vielen ging und es geht deutlich schlechter damit, nimm die Situation an, mache ganz einfach das Beste daraus. Es ist müßig, sich im Nachgang über die Impfungen und eingeschlagenen Weg Gedanken zu machen, du hast Dich dafür entschieden, nach bewusst getroffener Entscheidungen, sei dankbar, dass die Wissenschaft und Medizin bereit so weit ist. Und nein, keiner kann beantworten, was ohne gewesen wäre, in die eine wie andere Richtung. Es ist müßig sich auch darüber Gedanken zu machen. Ja, du hast noch, eventuell auch dauerhaft, gewissen Folgen und Probleme. Aber die sind händelbar, Dein Leben kann wie bisher sehr normal weitergehen, auf allen Ebenen, also sei dankbar dafür. Freue dich, dass du auch für die Familie weiterhin sorgen kannst. Freue dich, dass unter dem Strich alle recht gesund sind. Hadere nicht unnötiger wie müßiger Weise mit dir selber!
Ein fiktives eher materielles Beispiel:
Du machst Urlaub, sagen wir auf den Kanaren, fiktiv Teneriffa. Du fliegst dorthin mit deiner Familie. Du hast lange dafür sparen müssen, dass dieser Urlaub ermöglicht wird. Hart dafür gearbeitet. Du buchst ein sagen wir mal 3 Sterne Hotel, nach langer Recherche. Du bist vor Ort. Für lediglich drei von zehn Urlaubstagen kannst du dir und deiner Familie einen Mietwagen gönnen und auch nur einen kleinen Wagen. Außerhalb von der Hotelversorgung, wird es finanziell nur möglich sein, zwei oder dreimal außer Haus zu essen während des Urlaubes. Beim Shoppen musst du deinem Sohnemann in mehrfachen Situation leider sagen, das geht jetzt nicht und mit ihm darüber diskutieren und erklärst ihm viele Hintergründe. Mehrfach gibt es Situationen, zum Spaziergang an der Promenade, wo du am 5 Sterne Robinson Club vorbeigehst. Ebenso siehst du teure Boote, andere Touristen mit einem teuren Mietwagen Cabrio und vieles mehr. Ich denke du verstehst worauf ich abziele. Mögliche Denkweise hier: Was habe ich falsch gemacht? Warum verdienen die so viel Geld, warum gelingt mir das nicht? Das Hotel ist auch nicht so pralle, so eine Scheiße! Hätte ich damals doch einen anderen Bildungsweg genommen und einen anderen Beruf erlernt. Boah, ist alles ungerecht?!
Demütigere Denkweise als erneute Alternative dazu: Viele Menschen können sich jahrelang gar keinen Urlaub leisten, vielmehr haben viele Menschen sogar existenzielle Sorge ganz anderer Natur. Die Sonne scheint, der Strand liegt vor uns, das Bier schmeckt. Die Diskussionen mit meinem Sohnemann, wenn auch anstrengend, gaben mir die Möglichkeit in einen persönlichen Austausch zu kommen, ihm Dinge zu erklären. Du stellst fest, dass das kostenlose Beach Volleyball jetzt schon seit drei Stunden mit deinem Sohn riesig Spaß macht und der Tag schnell und erfüllt vorübergehen wird. Am Abend sitzt ihr alle ausgepowert und glücklich am Tisch und betrachtet einen wunderbaren Sonnenuntergang im Meer. Ich bin dankbar, diesen Ort sehen zu dürfen und gemeinsame Zeit mit der Familie zu verbringen.
Nun ein fiktives Beispiel zum Thema beruflicher Kontext:
Du hast Zeit deines Lebens viel und hart gelernt. Abitur, Studium etc. Gefühlt wird dir nichts geschenkt. Du bist absolute Expertin auf Deinem Gebiet. Du arbeitest zeitlich sehr viel und dies mit hoher Intensität. Zu fast nichts, was an dich herangetragen wird sagst du nein. Du bist Teamleiterin und stets fürsorglich und mit hoher Verantwortung für deine Mitarbeitenden jederzeit ansprechbar. Für das Gesamtergebnis des Teams unterstützt du auch operativ. Nun wird die nächsthöhere Stelle in deinem Fachbereich ausgeschrieben. Das Verfahren läuft, die Stelle wird intern und extern ausgeschrieben. Du hast ein gutes Gefühl, schreibst eine perfekte Bewerbung, vermutlich ist sie das objektiv auch. Aus der Mischung einer objektiv subjektiven Sicht, bringst du die meiste Berufserfahrung unmittelbar aus dem Fachbereich mit. Du übst sogar intensiv ein Vorstellungsgespräch. Das Auswahlverfahren läuft. Du bekommst die Mitteilung und Feedback sowie Entscheidung mitgeteilt, dass man sich deiner bisherigen Leistungen bewusst und dafür auch sehr dankbar sei, du ein wirklich tolles Vorstellungsgespräch geliefert hast, Du fast gleichauf gewesen sein würdest, die Entscheider aber sich letztlich für die externe Bewerberin Frau Mustermann entschieden haben, die zeitgleich nun deine neue Chefin werden wird. Aber auf weiterhin gute Zusammenarbeit heißt es und verknüpft mit der Bitte, die neue Kollegin doch zu Anfang im Sinne von Einarbeitung inhaltlich bzw. fachlich geeignet zu unterstützen. Ich halte es mal kurz, mögliche Denkweise: Die haben was gegen mich! Total ungerecht und unfair. Die können mich mal. Der neuen Frau Mustermann mache ich das Leben schwer!
Denkbare andere Ansätze, im Sinne von Demut: Dies ist ein guter Zeitpunkt um über meine Work-Life-Balance nachzudenken. Ebenso über meine Position und die Frage, ob ich mich noch einmal verändern möchte. Eine gewisse Wertschätzung meiner Kompetenz liegt trotzdem vor und auch Vertrauen zumindest in meine allg. Leistungsfähigkeit wie Expertise. Frau Mustermann kann so oder so gar nichts für die Entscheidung, deshalb begegne ich ihr kollegial und zumindest chancengebend neutral. Die jetzige Stelle habe ich damals mit Freude angetreten und war und bin im Kern doch eigentlich ganz gut bedient oder? Und wenn nicht, kann ich mich doch verändern? Vielleicht kann ich es auch so sehen, dass es vorrangig eine Entscheidung für Frau Mustermann aber nicht pauschal gegen mich als Kollegin und vor allem Mensch ist.
Was hier deutlich wird, ist, dass die Berücksichtigung von Aspekten und dem Konzept der Demut in deinem Denken dir die Chance bietet, negative gedankliche Antreiber, insbesondere ihre psychischen Auswirkungen, positiv zu begrenzen. Du kannst gelassener sein, potenziell zufriedener und mehr im Einklang mit dir selbst und deinem Umfeld bleiben. Es erleichtert dir den Umgang mit herausfordernden Lebenssituationen, ganz gleich welcher Natur, und schafft inneren Frieden und Ruhe. Dadurch kannst du mehr Kraft schöpfen, um neue Veränderungen anzugehen und neue Wege für dich selbst zu finden oder einfach zu dem Ergebnis zu kommen, dass es in Ordnung ist, so wie es ist. Die Demut ermöglicht es dir, die Dinge in Bezug auf die Situation und dich selbst zu relativieren.
Vorab: Ja, im Kern stimmt das schon. Und aber doch irgendwie nicht ganz.
Ich haue mal zunächst ein paar Floskeln raus:
„Das Leben ist eines der härtesten!“
„Das Leben ist kein Ponyhof!“
„Andere sind nicht dafür da, Dich glücklich zu machen, dafür bist Du verantwortlich!“
„Wer die Schuld bei anderen sucht, sollte sie zunächst bei sich selber suchen!“
Vorab möchte ich sagen, dass kein einziger Lösungsansatz die ultimative Erlösung für all deine Probleme im Alltag, deine Zufriedenheit, Gesundheit, Glück und Erfolg bieten wird. Es gibt eine Vielzahl von Techniken, konzeptionellen Denk- und Lebensweisen, wissenschaftlichen, philosophischen und möglicherweise auch religiösen Ansätzen, die in Kombination genutzt werden können. Durch stetige Neugier und den Aufbau eines Werkzeugkoffers, den ich bereits beschrieben habe, kannst du mit Demut ein weiteres Werkzeug in deinem individuell gewählten und jederzeit anpassbaren Mindset integrieren. Es ist wichtig zu beachten, dass dieses Werkzeug nicht für jede Situation geeignet ist und möglicherweise in Kombination mit anderen verwendet werden muss. Zum Beispiel kann Wut in bestimmten Situationen eine wichtige Rolle spielen, jedoch kann Demut zu einem späteren Zeitpunkt sinnvoll sein, um die Dinge zu relativieren. Stell dir Demut in deinem Werkzeugkasten als Akkuschrauber vor. Würdest du damit einen Nagel in die Wand schlagen? Wahrscheinlich nicht. Im Vergleich dazu ist Wut wie ein Vorschlaghammer, der ebenfalls nicht geeignet ist, um einen Nagel einzuschlagen. Ich hoffe, das verdeutlicht die Idee.
Ja, Demut beinhaltet Aspekte der Bewertung und des Vergleichs, insbesondere im Hinblick auf die Vergangenheit und Gegenwart, weniger jedoch auf die Zukunft. Daher beinhaltet es im Kern vor allem den Relativismus. Demut führt oft dazu, dass du Dinge tatsächlich vergleichend bewertest und dadurch ihre Bedeutung relativierst, was dir Befreiung ermöglicht. Demut bietet dir die Möglichkeit und Chance, mehr Dankbarkeit zu empfinden, dadurch mehr loszulassen und eine innere Unabhängigkeit und Freiheit zu erlangen sowie einen gewissen inneren Frieden, Ruhe oder mehr Harmonie mit dir selbst zu finden. Darüber hinaus ermöglicht sie dir, deine Werte zu hinterfragen und sie gegebenenfalls neu anzupassen und dabei vorrangig positive Veränderungsmöglichkeiten für dich zu entdecken. In Verbindung mit Humor ist dies ein mächtiges Werkzeug für viele, jedoch nicht für alle Situationen in deinem Leben. Es kann nur ein Baustein von vielen sein, meiner Meinung nach aber auch ein äußerst wichtiger, der deine Lebensqualität verbessern kann. Wann und wie du es einsetzt, liegt ganz allein in deiner Entscheidung.
Vieles wurde bereits gesagt. Versuche aufrichtig zu lernen, dich nicht zu wichtig zu nehmen und vor allem ohne Groll über dich selbst zu lachen und dich so zu akzeptieren, wie du bist. Sei fair zu dir selbst, das wird dir Kraft geben. Erkenne auch deine Grenzen und akzeptiere sie, denn das ist in Ordnung. Lerne, das zu schätzen, was du hast, und entwickle eine Grunddankbarkeit. Natürlich gibt es immer mehr und höher, aber das hat auch immer seinen Preis. Gib mehr und gönne anderen mehr, denn oft bekommst du mehr zurück, als du denkst. Vergiss den Humor nicht, denn es macht einfach mehr Spaß, mit einem Lachen durchs Leben zu gehen. Erkenne durch die Möglichkeit des Relativismus das Potenzial, in Zukunft besser zu erkennen, was wirklich wichtige Werte in deinem Leben sind, die du bisher vernachlässigt hast. Nutze die Chance auf Veränderung, sei es im Kleinen oder im Großen. Manchmal ist es auch wichtig, loszulassen und zu akzeptieren, dass "es ist, wie es ist" und dass es später vielleicht einen Sinn ergeben wird, selbst in negativen Phasen und Situationen. Ein weiterer Aspekt ist, dass du lernen solltest, kleine Erfolge für dich selbst, deine Familie oder im beruflichen Kontext besser wahrzunehmen und ein wenig zu feiern, um dankbar für das bisher Erreichte zu sein. All dies beinhaltet auch Aspekte von Demut.
Es würde den Rahmen dieses Themas sprengen, alles umfassend zu behandeln. Vieles lässt sich jedoch bereits aus dem Gesagten ableiten und bei Interesse selbstständig weiter erschließen. Im Kontext dieser Frage möchte ich jedoch noch einige wichtige Aspekte ansprechen.
In unseren vor allem westlichen und kapitalistisch geprägten Gesellschaften stehen Leistungsorientierung und Leistungserbringung im Vordergrund, was uns schon seit unserer Kindheit eingeprägt wird. Wir sind geprägt von einem unaufhörlichen Streben nach Wachstum und "mehr", verbunden mit dem Motto "höher, schneller, weiter". Dabei nehmen wir in Kauf, uns selbst auszubeuten, aber noch gravierender ist die Ausbeutung anderer Menschen auf diesem Planeten und die maximale Ausbeutung begrenzter Ressourcen, die offensichtlich endlich sind und erhebliches Konfliktpotenzial bieten. Betrachtet man die nächsten 100 Jahre, besteht die Gefahr, dass all dies im Chaos endet, wie zum Beispiel die weltweite Erderwärmung und die damit verbundene existenzielle Klimakatastrophe zeigt. Bezogen auf die aktuellen gesellschaftlichen Entwicklungen in Deutschland lässt sich die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich sowie die zunehmende Spaltung der Gesellschaft in verschiedene Lager feststellen. Damit einher geht ein Mangel an Empathie und eine Polarisierung, bei der es entweder pro oder contra gibt, jedoch keine konsensorientierten Graustufen.
Der gesellschaftliche Aspekt von Demut ist meiner Meinung nach vielfältig und nicht abschließend zu beschreiben:
Zum einen könnte sich durch die Beschäftigung mit Demut, möglicherweise in Verbindung mit Empathie und Humanismus, die Wertvorstellungen jedes Einzelnen verändern. Dies könnte sich wiederum auf gesamtgesellschaftliche Werte auswirken und insbesondere das Miteinander verbessern. Ein gestärkter gesellschaftlicher Zusammenhalt ist eine unabdingbare Voraussetzung für das langfristige Überleben einer Gesellschaft, vor allem in zwischenmenschlichen Interaktionen.
Zum anderen spielt der Aspekt der rücksichtslosen Ausbeutung unseres Planeten eine Rolle. Durch den Egoismus einzelner Menschen und ganzer Staaten wird die Erde zunehmend ausgebeutet, zum Nachteil der Dritten und letztendlich auch zum Nachteil aller. Jeder hat nur seine eigenen Interessen im Blick und niemand möchte wirklich teilen, selbst auf Kosten zukünftiger Generationen. Demut kann hier eine Rolle spielen, indem vor allem die führenden Industriegesellschaften und Staaten erkennen, wie dankbar wir sein sollten, diesen Planeten mit all seinen Ressourcen zu haben. Er ermöglicht uns erst das menschliche Leben und Miteinander. Wie weit ist nochmal der nächste lebensfähige Alternativplanet?
Dies sind nur einige Denkanstöße, wenn man sich für den Zusammenhang von Demut und gesellschaftlichen Entwicklungen interessiert.
Ich hoffe, dass dir durch diesen Beitrag deutlich geworden ist, dass das altbackene und altmodisch wirkende Konzept der Demut weit mehr Potenzial und Vielschichtigkeit bietet, als es auf den ersten Blick scheint. Wenn du dadurch neugierig geworden bist, dich mit diesem Thema und deinen eigenen gesellschaftlichen Werten auseinanderzusetzen, würde mich das sehr freuen. Demut beinhaltet auch den Mut, den eigenen Schatten zu erkennen und das eigene Handeln auf allen Ebenen zu hinterfragen. Aus meiner Sicht wird dich dieser Aspekt stets weiterbringen.
Demut ist zudem ein passendes Thema für die nachweihnachtliche Zeit und den Jahresanfang. In dieser Zeit nehmen wir uns oft die Zeit, das vergangene Jahr Revue passieren zu lassen und Dinge zu bewerten. Wir suchen auch nach Ruhe und innerem Frieden, was ein wesentlicher Aspekt der Wertschätzung im Kontext von Demut ist. Ich denke, das passt gut. Der Jahresanfang 2024, der bereits stattgefunden hat, bringt bei vielen Menschen Gedanken, Vorsätze und Wünsche mit sich, das eigene Leben zu hinterfragen und möglicherweise kleine Veränderungen vorzunehmen. Ein wenig Demut in den Alltag und das eigene Denken zu integrieren, könnte hier ein interessanter Ansatz für dich sein.
In diesem Sinne möchte ich mich bei dir für deine wertvolle Zeit bedanken und hoffe, dass dieser Beitrag einen Unterhaltungs- und Mehrwert für dich hatte. Bis die Nächte, dein Christian.
Alle meine veröffentlichten audiovisuellen Inhalte und sonstigen Publikationen, einschließlich meiner Onlinekurse, sind meine persönliche Sichtweise und dienen nur der allgemeinen Wissens- und Technikvermittlung. Du kannst auf dieser Basis eigene Entscheidungen treffen, aber musst es nicht. Meine Veröffentlichungen stellen keine Handels- oder Handlungsaufforderungen dar und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit oder Korrektheit. Es besteht die Möglichkeit von Interessenkonflikten im Finanzbereich, da ich selbst in bestimmte Wertpapiere und Anlageformen investieren kann. Du handelst also immer auf eigene Verantwortung und Risiko, mit der Möglichkeit von Totalverlusten und gesundheitlichen Schäden. Wenn du verbindlichen Rat oder konkrete Handlungsempfehlungen benötigst, wende dich bitte an entsprechende Fachleute wie Rechtsanwälte, Ärzte, Steuerberater oder Krankenkassen. In diesem Fall bin ich nicht der richtige Ansprechpartner.
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